Katzen, Wi-Fi und Ceviche

In Wikipedias Liste der größten Metropolregionen der Welt liegt Lima auf Platz 30 mit etwas über 10 Millionen Einwohnern. Selbige Website führt außerdem noch eine Liste mit den größten Millionenstädten. Hier liegt Lima auf Platz 10, mit knapp 8 Millionen Einwohnern. So vielfältig die Informationen im Internet, so vielfältig die Stadt in ihrer Realität. Lima innerhalb von 3 Tagen als Tourist erfassen zu wollen, ist also eigentlich unmöglich, hält mich aber nicht auf. Einen kleinen Strich durch die Rechnung macht mir dann aber doch erstmal der Jetlag. Am ersten Tag schaffe ich es daher nur bis zum Kennedy Park und in die Cebichería „La Red“. Kennedy Park selbst ist eine kleine, grüne Oase inmitten des limenischen Verkehrschaos. Fast fühlt es sich an, als würde der Lärm beim Betreten des Parks einfach abgestellt. Wahrscheinlicher ist es allerdings, dass sich mein vom Jetlag umnebeltes Hirn das nur einbildet. Der Park ist mit kostenlosem Wi-Fi und ca. 80 Katzen der Ort meiner Online-Nerd-Träume. Vielleicht ist auch das ein Grund für die Ruhe, die dieser Park ausstrahlt. Überall liegen Katzen dösend im Schatten der vielen Bäume und Bänke. Alle Bewegungen sind auf das Minimalste reduziert und das scheint auch auf die Menschen, die den Park besuchen, abzufärben. Träge zuckende Schnurrhaare und Scroll-Daumen beherrschen das Bild. Lima beherbergt generell vermutlich mindestens genauso viele Katzen und Hunde, wie menschliche Einwohner; aber die Katzen, die im Kennedy Park zu Hause sind, haben eine Geschichte. Mit viel Geduld und Spucke, sowie Händen und Füßen, erklärt einer der umstehenden Schuhputzer, dass sich um den Ursprung unzählige Mythen rangen, aber letztlich unklar ist, wann die Katzen anfingen sich im Kennedy Park niederzulassen. Heutzutage kümmert sich, sowohl zur Zufriedenheit der Anwohner, als auch der Katzen, eine anonyme kleine Gruppe Limenos um die Tiere und den Park; sammelt Spenden für das Futter, sterilisiert die Männchen und kümmert sich um Sauberkeit. Da sich außer mir selbst niemand um meine Zufriedenheit kümmert, mache ich mich schweren Herzens irgendwann doch auf den Weg Richtung der Cebichería „La Red“. Ceviche ist wahrscheinlich DAS Aushängeschild der peruanischen Küche. Ein Gericht, dass in Peru seit 2004 als nationales Kulturerbe gilt und am 28. Juli (vermutlich vor allem aus Gründen des Marketings) sogar seinen eigenen Feiertag hat. Das „La Red“ wiederum ist ein schickes Restaurant im ebenso schicken Viertel Miraflores und macht in jedem Fall den besten Pisco Sour, den ich bisher getrunken habe. Bisher heisst in diesem Fall noch nie, tut der Qualität des Cocktails, der hervorragend zu den Ceviche passt, aber keinen Abbruch. Trotz der vielen verschiedenen Variationen des Gerichtes entscheide ich mich für die originale Variante und bin Hals über Kopf verliebt. Der rohe Fisch ist, durch das Einlegen in Limettensaft, unsagbar zart, die peruanische Chilisorte Rocoto lässt mich fasst ersticken, Koriander, Süßkartoffel und Mais runden das Ganze ab. Beschwipst und satt trete ich die Busfahrt ins Hostel an und lasse mir vor meinem selig-verschwitzen Schlaf von Mama Backpacker versichern, dass nur Menschen mit ganz besonderem Gaumen Ceviche vom ersten Moment an lieben…. *räusper*….

Eins muss ich aber noch erwähnen, weil ich es vor allem beim Lesen meines Textes bemerke. Miraflores und die Innenstadt sind schön, aber für meinen Geschmack viel zu europäisch-westlich, nichts besonderes und berühren mich daher auch nur unwesentlich. Es ist schön sich kulturell heimisch fühlen zu können, aber, wenn ich schon mehr als 10.000 km zwischen mich und Deutschland bringe, dann doch, um etwas wirklich etwas Anderes zu sehen und zu erleben. Deshalb werde ich mich morgen auf die etwas andere Tour mit www.alternativeperu.org begeben.

Gute Nacht ihr Lieben.

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